Pilzrätsel ab Dezember:  Lösung und Lösungsweg

Pilzkurs online: Pilzbestimmung mit Bestimmungsschlüsseln

Pilzrätsel Dezember – Vom Lösungsweg zur Auflösung
Die hier auf der Homepage von Pilzfreundetreff – der mobilen Pilzschule vorgestellten, dichotomen Bestimmungsschlüssel sind den Erfordernissen der „Einsteiger“ entsprechend vereinfacht, auf die zu bestimmende Art oder aber Gattung eingekürzt und dabei weitestgehend auf makroskopische Merkmale beschränkt. Ziel unserer Bemühungen ist also, einem weiten Kreis interessierter Laien auf diese Art und Weise eine Einführung in die Pilzbestimmung online zu ermöglichen. Jeder der hier mitmacht, gewinnt damit auch einen kleinen Einblick, was er bei Pilzfreundetreff auf Kursen in der Praxis erwartet. 

Wissenschaftlichen Bestimmungsschüssel dagegen erfordern zum Teil umfangreiche und aufwendige mikroskopische Untersuchungen, sind daher sehr zeitintensiv und gehören zu unseren Fortgeschrittenenseminaren. Allein die die Bestimmungsarbeit einleitenden, erforderlichen Untersuchungen wie die makroskopische und mikroskopische Beschreibung können erfahrungsgemäss
½, 1-3 Stunden (oder mehr) pro Pilzart in Anspruch nehmen… 

Unser Pilzrätsel besteht ja schon aus einer makroskopischen Beschreibung in Aufsatzform. Ob diese Daten zur exakten Bestimmung ausreichen, werden wir ja sehen. – Unser Tipp war und gilt auch in Zukunft, von Beginn an sich selbst und seine Bestimmungsarbeit zu organisieren, zu systematisieren. Dazu war und bleibt empfohlen, die für eine Bestimmung relevanten Teile aus dem „Pilzaufsatz“ herauszufinden und diese „Fakten“ in das Formblatt Pilzbeschreibung (siehe I. bis IV. Schritt zur Pilzbestimmung) zu übertragen. Hilfreich kann auch das Anfertigen einer Habituszeichnung nach der Beschreibung sein. Mit diesem „Phantombild“ gewinnen Sie eine Formvorstellung des gesuchten Pilzes… 

Lösungsweg Pilzrätsel Dezember 2005:
Im ersten Schritt zur Beurteilung der Pilzbeschreibung geht es nun zunächst darum, welche Pilzgruppen wir nach Lokalisierung des Hymeniums (Fruchtschicht) bzw. Beschaffenheit des Hymenophors (Fruchtlager) mit Sicherheit ausklammern können:
Bauchpilze, Schlauchpilze, Röhrlinge, Porlinge etc. schliessen wir allesamt aus, da (…dichten Lamellen sind anfangs schmutzigweiß bis blaßgelblich und laufen am Stiel nicht herab) der gesuchte Pilz Lamellen hat. Wir benutzen daher einen Schlüssel für Lamellenpilze
Anmerkung: Ausführliche Bestimmungsschlüssel werden bei Pilzfreundetreff auf den Wochenendseminaren bereitgestellt…  

Teilschlüssel 1 Lamellenpilze (Hutunterseite mit Lamellen)

1    F faserig, d.h. Stiel bei Verletzung in Längsrichtung auffasernd: 3
1*   F körnig, brüchig; Stiel bei Verletzung brechend, nie auffasernd, Lamellen auf Druck oft splitternd: 2

Da unser Pilz auf Holz wächst (…auf älteren Buchenstämmen…) und faseriges Fleisch (F) hat (...das ± faserige Fleisch des Pilzes verträgt…) müssen wir 1* ausklammern. Milchlinge und Täublinge sind nämlich Mykorrhizapilze wachsen daher nicht auf Holz. Zudem sind sie gekennzeichnet durch körnig, brüchiges Fleisch. Wir müssen also weiter zu 3

2    F bei Verletzung milchend: Milchlinge,
2*   F nicht milchend: Täublinge

Als nächstes müssen wir also beurteilen, wie der Stiel beschaffen, bzw. angebracht ist. Da der Stiel nicht wie bei den meisten Lamellenpilzen in der Hutmitte, sondern seitwärts angebracht ist (…der kurze, kräftige, seitlich angebrachte Stiel des Pilzes…) trifft 3* einwandfrei nicht zu. Wir müssen also weiter zu Frage 4

3    S exzentrisch, lateral oder fehlend: 4
3*   S zentral: 8

Wenn man die ausfallenden, winzigen Sporen der Pilze in der Summe betrachtet, bietet die Beurteilung diees Sporenpulvers (kurz: Spp) einen weiteren wichtigen Schritt zu Bestimmung. Da dieses artkonstante Merkmal bei unserem gesuchten Pilz weiß ist (…die farblosen Sporen erscheinen in der Masse weiß.), klammern wir an dieser Stelle 4* bis 4*** aus. Das heisst, alle seitlich gestielten oder ungestielten Pilze mit rosa z. B. Muschelrötlinge und Muschelseitlinge oder braunem Spp wie Muschelkrempling oder Stummelfüßchen können es schon nicht mehr sein… Wir müssen also weiter zu Frage 5 

4    Spp weiß bis blaß-cremelila. L weißlich, reif oft weiß bereift und/oder gesägt: 5
4*   Spp und/oder reife L rosa bis ziegelrot: 6
4**  Spp ocker- bis rostbraun: 7
4*** Spp dunkelviolett bis schwärzlich: Melanotus und Melanomphalia

Zur Beurteilung dieser Frage, benötigt man nicht nur junge, sondern vor allem alte, unbrauchbare Exemplare. In der Praxis heisst das, dass nicht nur die offensichtlich frischen Pilze makroskopisch erfasst werden, sondern auch die am Fundort vorgefundenen Pilzleichen… Zum Glück haben wir ja unsere Beschreibung (…noch nach Wochen eingetrocknete Fragmente dieser Pilze…) und können damit Frage 5 ausklammern. Übrig geblieben ist 5* mit Sägeblättlingen, Knäuelingen und Muschelseitlingen.

5    F im Alter verfaulend: Seitlinge und Verwandte
5*   F lederig-zäh, im Alter eher vertrocknend als verfaulend Sägeblättlinge, Knäuelinge, Muschelseitlinge

Und wie geht es jetzt weiter? Kein Blättern mehr im Pilzbuch von der ersten bis zu letzten Seite, denn spätestens jetzt wissen Sie an welcher Stelle Sie zu kontrollieren haben und vor allem wo nicht. Halten Sie sich zunächst vor Augen: Mit dieser von Pilzfreundetreff vorgestellten Arbeitsweise haben Sie von den gut 3000 in Niedersachsen vorkommenden Arten mit wenigen Bestimmungsschritten ungefähr 2990 ausgeklammert! Beim Vergleich der Gattungsbeschreibungen der übrig gebliebenen Pilzgruppen stellen Sie dann einen wichtigen Unterschied fest: Die Lamellenschneiden bei Knäuelingen und Sägeblättlingen (daher der Name) sind gesägt, bei Muschelseitlingen dagegen ganzrandig. (Die recht dichten Lamellen sind anfangs schmutzigweiß bis blaßgelblich und laufen am Stiel nicht herab.) Da fehlt also in der Beschreibung jeglicher Hinweis auf ein so auffälliges Merkmal, wie eine gesägte Lamellenschneide es nun mal ist. Entweder fragt man jetzt beim „Pilzbeschreiber“ nach wie diese beschaffen ist, oder unterstellt eine korrekte Beschreibung. Damit sind wir bei Muschelseitlingen (Panellus), auch Zwergknäuelinge genannt, angelangt.

Ein Vergleich „Pilzrätsel mit Pilzbeschreibung“ sowie den Abbildungen in einem guten Pilzbuch führt zum Gelbstieliger Muschelseitlinggesuchten Pilz, dem
Gelbstieligen Muschelseitling (Panellus serotinus).
Der Pilz wird in der Literatur als essbar angegeben und hier von Pilzsammlern, die gezielt Winterpilze sammeln gegessen. Allerdings sagt der manchmal etwas bitterliche Geschmack nicht jedem zu, vor allem dann, wenn die Pilze an Eiche oder wie hier an Hainbuche wuchsen. Unverträglichkeiten und Unbekömmlichkeiten, selbst beim Verzehr grösserer Mengen sind bislang nicht bekannt. Nach neueren Untersuchungen könnte er dies angeblich gelegentlich tun, Beweise dafür sind aber noch nicht erbracht. 

Zugegeben, das ist nicht der Weg wie Pilze exakt bestimmt werden, vor allem wenn man sie auch noch essen will. - Aber eine bewährte Methode Arbeitsweise und Techniken der Pilzbestimmung mit Erfolg zu trainieren… 
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Lösung- und Lösungsweg Pilzrätsel Januar 2006:

Von allen richtigen Einsendern geben wir nachfolgend, ungekürzt und unkommentiert
die E-Mail -samt Bild - von Herrn Barankewitz aus Hildesheim wieder... Bravo!

Bei dem beschriebenen Pilz handelt es sich um den Mönchskopf ( Clytocybe geotropa), siehe Anlage, Foto vom 8.01.2006 Pict 0050
PICT0050_1Bestimmung mit M.Bon:
Schlüssel 1 Lamellenpilze
1a Stiel bei Verletzung in Längsrichtung auffasernd: 3
3b  Stiel zentral 8
8b Spp weiß oder gefärbt: 9
9a Lamellen herablaufend: 10
10a Spp blaßcreme: 11
11a Frkp alt meist trichterförmig: 12
12a Lamellen nicht gegabelt : Trichterlinge und Verwandte: S.132
1b Hut schon bald trichterförmig vertieft, Lamellen deutlich herablaufend: 11
11b Geruch unauffällig: 15
15b Lamellen  wie der Hut gefärbt: 16
16a Große, derbfleischige Art, Hut 10 bis 25 cm: 17
17a Hut mit deutlich zentralem Buckel = C. geotropa, Seite 134

Als weiter Anlage schicke ich zwei weitere Fotos vom gleichen Tage: 1) Samtfußrübling auf Buchenstubben                                                                                  2) Samtfußrübling ? auf Buchenstamm ( Totholz ) (...dies Bild wird in der Bildergalerie Januar kommentiert)

 

Mit freundlichen Grüßen
Dieter Barankewitz
...wir haben dem nichts hinzuzufügen!
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Lösung- und Lösungsweg Pilzrätsel Februar 2006:

Unsere Statistiksoftware hat uns verraten, dass sich noch nie so viele Besucher der Homepage mit unserem monatlichen Pilzrätsel befasst haben wie im Februar. Offensichtlich war es aber deutlich schwerer (das war übrigens beabsichtigt!)zu lösen als die vorherigen, denn es waren spürbar weniger Einsender als im Vormonat. Zum Teil wiesen die Einsender auch auf den gehobenen Schwierigkeitsgrad in unterschiedlicher Form (…war schwer, …habe fast zwei Stunden dafür gebraucht, musste mehrere Bücher wälzen…) im Lösungsvorschlag hin. Bemerkenswert ist, dass es diesmal übrigens nur Einsender richtiger Lösungen gab, die bei Pilzfreundetreff bereits ausgebildet wurden… 

Lösung und Lösungsweg von Volker Buch
Nachfolgend haben wir ungekürzt den Lösungsweg von Herrn Buch aus Zeven wiedergegeben. Herr B. hatte im September des letzten Jahres als Einsteiger zunächst den Intensivkurs I (Wochenendseminar im Harz) im November noch ein Fortgeschrittenenkurs (Wochenendseminar in Wolfenbüttel) und im Januar an einem Seminar über Winterpilze in Lüneburg teilgenommen. Der Erfolg lässt sich sehen…

Hallo,
ich möchte hiermit erstmalig am Pilzrätsel für den Monat Februar 2006 teilnehmen.
Anbei ist meine Lösung und der Lösungsweg aus dem Buch "Parey´s Buch der Pilze"

sung: Ziegelroter Schwefelkopf ( Hypholoma sublateritium )

Lösungsweg:
Bestimmungsschlüssel Parey´s Buch der Pilze:
Lokalisierung des Hymeniums:
1a: Hymenium auf der Außenseite --> Der beschriebene Pilz hat einen Stiel und einen Hut mit rotbrauner Hutmitte
Weiter bei 2.
2 Hymenium auf der Unterseite des Hutes --> Auf der Oberseite ist der junge Pilz mit schuppigen oder
spinnwebartigen Resten eines weißgelblichen, schnell flüchtigen Schleiers bedeckt
Weiter bei 3.
3. Hutunterseite mit Lamellen --> Schleierreste in Form weißgelblicher Fasern
Weiter bei Schlüssel 1 auf Seite 21
1a. Fleisch faserig --> Sprödblätterpilze ( Milchlinge und Täublinge ) haben keine Schleierreste bzw. Hüllreste

Weiter bei 3
3b. Stiel zentral, bei büscheligem Wachstum gelegentlich gebogen.
Weiter bei 8
8b. L. gedrängt,  --> Spp. gefärbt.
Weiter bei 9
9b. L. gerade angewachsen --> kein Trichterlingshabitus
Weiter bei 14
14b. L. angeheftet --> nicht trennbar
Weiter bei 18
18b. Meist kleinere Arten --> nicht groß; nicht glockig
Weiter bei 29
29d Spp. Dunkelvio. bis schwarz

Weiter bei 48
48a. S. mit Cortina --> Schwefelköpfe
Weiter auf Seite 252

Ziegelroter-Schwefelkopf_1Ergebnis: bei dem gesuchten Pilz handelt es sich um den Ziegelroten Schwefelkopf ( Hypholoma sublateritium )
Mit freundlichen Grüßen
Volker Buch

Anmerkung der Redaktion:
Bei Position 18 des genannten Schlüssels hätte Herr Buch auch (kräftiger Stiel, Hut 5-10) über 18a (Ritterlingshabitus)zu 19d (Spp schwärzlich) und 26b (büschelig an Holz) zu 28a (mit Cortina) und damit ebenfalls innerhalb der Schwefelköpfe zur Sektion Fascicularia S. 252 gelangen können. - Ein dickes Lob in den hohen Norden. Prima.

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Lösung- und Lösungsweg Pilzrätsel März 2006
HerberZwergknäueling_1Panellus stipticus 
- Herber Zwergmuschelseitling, Bitterer Zwerkknäueling 
Das Bild wurde uns vom Preisträger Holger Magdanz zugesandt.
Jüngster Teilnehmer: Emil Seipelt (6 Jahre alt), Flinkenberg 23, 16303 Schwedt/Oder

 


Bestimmungsgang mit dem bei uns als Lehrbuch verwendeten Buch „Pareys Buch der Pilze“ von Marcel Bon, neu erschienen im KOSMOS-Verlag
 

Nach Lokalisierung und Beurteilung des Hymenophors (Fruchtlager) kommen wir zu
Teilschlüssel 1 Lamellenpilze (Hutunterseite mit Lamellen)
1    F faserig, d.h. Stiel bei Verletzung in Längsrichtung auffasernd: 3
1*   F körnig, brüchig; Stiel bei Verletzung brechend, nie auffasernd, Lamellen auf Druck oft splitternd: 2
Da unser Pilz auf Holz wächst …auf Quercus (Eiche) oder Fagus (Buche) .. und faseriges Fleisch (F) hat müssen wir 1* ausklammern. Milchlinge und Täublinge sind nämlich Mykorrhizapilze wachsen daher nicht auf Holz. Zudem sind sie gekennzeichnet durch körnig, brüchiges Fleisch. Wir müssen also weiter zu 3
Als nächstes müssen wir also beurteilen, wie der Stiel beschaffen, bzw. angebracht ist. Da der Stiel nicht wie bei den meisten Lamellenpilzen in der Hutmitte, sondern seitwärts angebracht ist (…einen ± seitenständigen Stiel…) trifft 3* nicht zu. Wir müssen also weiter zu Frage 4
3    S exzentrisch, lateral oder fehlend: 4
3*   S zentral: 8
Mit der Beschreibung …ebenfalls weißsporiger Pilz… klammern wir an dieser Stelle 4* bis 4*** aus. Wir müssen also weiter zu Frage 5 
4    Spp weiß bis blaß-cremelila. L weißlich, reif oft weiß bereift und/oder gesägt: 5
4*   Spp und/oder reife L rosa bis ziegelrot: 6
4**  Spp ocker- bis rostbraun: 7
4*** Spp dunkelviolett bis schwärzlich: Melanotus und Melanomphalia
Zur Beurteilung der nächsten Frage, benötigt man nicht nur junge, sondern ältere Exemplare. In der Praxis heißt das, dass nicht nur die offensichtlich frischen Pilze makroskopisch erfasst und beurteilt werden, sondern auch die am Fundort vorgefundenen Pilzleichen. Da wir dazu keine Angaben in der Beschreibung haben, bleibt uns nichts Anderes über, als die wenigen verbliebenen Möglichkeiten, nämlich 
5    F im Alter verfaulend: Seitlinge und Verwandte
5*   F lederig-zäh, im Alter eher vertrocknend als verfaulend Sägeblättlinge, Knäuelinge, Muschelseitlinge

allesamt und einzeln mit unserer Pilzbeschreibung zu vergleichen. Gut das wir an dieser Stelle angekommen sind, denn in Punkt 5 ist der Schlüssel von Marcel Bon falsch, denn die Seitlinge vertrocknen ebenfalls eher, als das sie verfaulen. Man hat also noch mit solchen Tücken zu rechnen!
Wer Panellus stipticus aus der Praxis genau kennt, kann ihn mit den Merkmalskombinationen des Pilzrätsels sowieso ansprechen. 

Für alle anderen Rätselfreunde wird es nun kompliziert: Hilfreich ist daher, sich jetzt die Panellus stipticus von unten_1verbalen Beschreibungen durch einzelne Zeichnungen (also Bilder) zu visualisieren. Also eine kleine Zeichnung vom Substrat (Eichenstubben), eine weitere von der Wuchsform (wie Dachziegeln übereinander = also auch büschelig) dem einzelnen Fruchtkörper (durchschnittlich 2,5 cm Durchmesser, dünnfleischig), Lamellen (braun, nicht herablaufend und kein Hinweis auf eine gesägte Lamellenschneide) Fruchtkörper (seitlich gestielt) und einer (zimtgelbbraunen, gezont, rauh) Huthautfarbe etc. anzufertigen. Der Hinweis auf einen nahen Verwandten (Winter, Hutfarbe weiß, an Nadelholz und mild schmeckend) kann dann zum Ziel, den Herben Zwerg-Muschelseitling (Panellus stipticus) führen. Als hilfreich hat sich auch bewährt, von den Merkmalen zusätzlich eine (Check)Liste als Bestimmungshandwerkzeug anzufertigen und damit nach dem Auschlußverfahren jeden einzelnen Pilz der eingeengten Gruppe durchzugehen. 
Ein absolut sicheres Ergebnis kann man, wie dieses Beispiel verdeutlichen soll, ohne den Pilz in natura zu sehen natürlich nicht bekommen. Darum geht es hier bei unseren Pilzrätseln auch nicht, sondern allein darum, sich mit Spass im Gebrauch der verschieden Techniken und Methoden zu üben. Viel Spaß auch mit dem neuen Rätsel... 
zurück zum Seitenanfang          Gewinner März 2006

Lösung und Lösungsweg Pilzrätsel April
Eingesandt wurde der nachfolgend aus dessen Mail übernommene Text von Herrn Volker Volker Buch_1Buch. Auf dem nachfolgenden Bild ist er als Teilnehmer auf dem Pilzkurs mit Dr. L. Krieglsteiner ganz rechts abgebildet. Hier nun seine Mail:
Hallo Dieter,
ich möchte hiermit am Pilzrätsel für den Monat April 2006 teilnehmen.Anbei ist meine Lösung und der Lösungsweg aus dem Buch "Parey´s Buch der Pilze"
Lösung: Frühlingsackerling bzw. Voreilenden Ackerling ( Agrocybe praecox )

Lösungsweg "Parey´s Buch der Pilze":
1a: Hymenium auf der Außenseite: Der beschriebene Pilz hat einen Stiel und einen Hut. 
Weiter bei 2.
2 Hymenium auf der Unterseite des Hutes. 
Weiter bei 3.
3. Hutunterseite mit Lamellen.
Weiter bei Schlüssel 1 auf Seite 21
1a. Fleisch faserig.
Weiter bei 3.
3b. Stiel zentral.
Weiter bei 8
8b. L. gedrängt, nicht wachsartig; Spp. Gefärbt. 
Weiter bei 9
9b. L. gerade angewachsen à kein Trichterlingshabitus 
Weiter bei 14
14b. L. angeheftet à nicht trennbar
Weiter bei 18
18a. Meist große, derbfleischige Arten mit konvexem, bisweilen deutlich gebuckeltem H. ( Ritterlingshabitus ) 
Voreilender Ackerling_1Weiter bei 19
19c Spp. ocker bis braun 
Weiter bei 21
21b Spp. und reife Lamellen bräunlich bis schmutzig tabak- bis schokoladenbraun 
Weiter bei 24
24b. Spp. und reife Lamellen schmutzig tabakbraun , meist auf Erdboden wachsende Arten.
Weiter bei 25
25b: Hh: glatt, matt bisweilen felderig aufspringend. Gern in offenen Gelände ( Wiesen, Ruderalstellen, Häckselabfälle)
Weiter aus Seite 262 = Ackerlinge
Ergebnis: bei dem gesuchten Pilz handelt es sich um den Frühlingsackerling bzw. Voreilenden Ackerling ( Agrocybe praecox )

Der schnellste Einsender schrieb:
na da hast Du Dir ja ein schönes Ding ausgesucht. Die Lösung zu finden ist uns wirklich richtig schwer gefallen. Da wir anfangs irgendwie überhaupt keine Idee hatten, nahmen wir uns die Bestimmungsschlüssel vor. Das ging aber irgendwie in die Hose, will sagen hat nicht funktioniert. Da war guter Rat teuer. Also wieder Bücher wälzen und irgendwie nach Ausschlußverfahren vorgehen. Letztlich sind wir dann beim "Frühlingsackerling" hängengeblieben. Das soll nun unser Tipp sein. Sicher sind wir nicht, weil wir diesen Pilz nicht kennen und noch nie gesehen haben. Schaun mer mal, ob wir richtig liegen. Ansonsten wären wir am Sonntag in Wendhausen gern dabei. Geht doch an, oder?
Bis denne, viele Grüße aus Detfurth von Sabine und Holger  (auf dem Bild oben 2.te von rechts, etwas verdeckt und 5. ter von links hinter Krieglsteiner)                                                                              Zurück zum Seitenanfang

Lösung und Lösungsweg zum Pilzrätsel Mai 2006

Wer sich die Homepage von Pilzfreundetreff genauer angesehen hat, kann unschwer feststellen, dass der gesuchte Flockenstielige Hexenröhrling - auch Schusterpilz genannt - als Musterbeispiel für die Bestimmung von Röhrlingen angegeben ist. Schauen Poren_1Sie also bitte da nach.

Hier nun einige ergänzende Bilder dieses schönen Pilzes:
Bild 1 Blick von unten auf die rötlichen Röhrenmündungen (Poren). - Eines der Erkennungszeichen aller Hexenröhrlinge

 

Röhren_102 Bild 2 zeigt eine 40-fache Vergrößerung dieser Poren. Dazu wurde eine kleine “Scheibe” von den Röhren abgeschnitten. Mit dem blossen Auge sind sie wie auf Bild 1 verdeutlicht nur als winzige Löcher wahrnehmbar. Wie man jetzt schon ahnen kann: Die Innenwände dieser Röhren sind vollgestopft mit Basidien, an denen die Sporen des Pilzes heranreifen. Damit die winzigen Sporen bei Reife herausfallen können, muss der Pilz seinen Fruchtkörper so wachsen lassen, dass die Röhren stets zum Erdmittelpunkt ausgerichtet sind.

Sporen_1 Bild 3 Bei einer 100-fachen Vergrößerung hätte man im Mikroskop mal gerade eine einzige Röhre im gesamten Blickfeld! Hier können Sie nun bei etwa 400-facher Vergrößerung die einzelnen Sporen des Schusterpilzes erkennen. Dazu wurde ein winziger Teil der Röhren zerquetscht. Grösse, Form, Farbe und Oberflächenbeschaffenheit eine Spore werden bei den meisten Pilzen zur Bestimmung benötigt. Die Sporengrösse hier beträgt etwa 18x6 µm. - Die des Satansröhrlings dagegen ist etwa 14x5µm. So lässt sich selbst aus winzigen Resten noch ein Pilz bestimmen. Das ist vor allem bei Verdacht auf eine Pilzvergiftung wichtig.

Stellvertretend für alle Zusendungen, haben wir die nachfolgende Mail im Original vom jüngsten Teilnehmer wieder gegeben:

Ich hab nicht rausgekriegt, dass das Aprilrätsel der Voreilende Ackerling war, obwohl ich den schon oft gefunden habe. Das Mairätsel hab ich aber gleich rausgekriegt: Der Pilz heißt Flockenstieliger Hexenröhrling. (Den habe ich noch nie gefunden.)

Viele Grüße von Emil

(Emil Seipelt, 6 Jahre, Flinkenberg 23, 16303 Schwedt/Oder).

Lösung und Lösungsweg zum Pilzrätsel Juni 2006

Grauer Wulstling - Amanita spissa_1Eingesandt und hier beispielhaft im Original wiedergegeben wurde die Lösung mit Lösungsweg von dem Gewinner des 1. Preises Herrn Michael Finkeldey aus Dötlingen: 

Hallo!
Nachtrag zu untenstehender E-Mail vom 12.06.2006:
Im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass Sie einen Lösungsweg zu der Bestimmung des Pilzes aufgezeigt bekommen wollen. Das hole ich hier anhand des Bon ("Pareys Buch der Pilze") nach:

Schlüssel 1
1
a F faserig, manchmal zäh, aber nur in ausgetrocknetem Zustand brechend; Stiel bei Verletzung in Längsrichtung auffasernd: 3
3
b S zentral (an senkrechtem Substrat und bei büscheligem Wachstum gelegentlich gebogen, aber nicht exentrisch): 8
8
b L gedrängt, dünn oder, falls entfernt stehend, nicht wachsartig; Spp weiß oder gefärbt: 9
9
b L gerade angewachsen, ausgebuchtet, aufsteigend oder frei: 14
14
a L frei, d.h. den S nicht erreichend; H und S meist leicht voneinander trennbar: 15
15
a Spp weiß bis blaßcreme: 16
16
b S +/- beringt oder unberingt; Basis meist knollig, mit häutiger Volva oder flockigen (bisweilen nur rudimentären) Volvaresten. Hutoberfläche oft mit leicht abwischbaren Flocken oder Schuppen geschmückt -->
Streiflinge, Wulstlinge, Knollenblätterpilze, S. 292 ff.

Bestimmungsschlüssel der wichtigsten Arten der Wulstlinge und Knollenblätterpilze (Gattung Amanita):
1b Mit Ring oder auffallend fetzig-flockiger Stielbekleidung: 7
7
c Volva brückig, am Stielgrund in mehrere Schuppengürtel aufspringend oder nur spärliche Reste hinterlassend (Typ3, 4); Volvareste auf Hh kleinflockig, sehr zahlreich: 15
15
b Hutrand nicht gerieft: 20
20
b Volvareste am S sehr flüchtig oder fehlend. Velumreste auf Hh flächig: 23
23
b F weiß, unveränderlich oder mit leichter Braunverfärbung: 24
24
a Velumreste auf Hh schmutzig-weiß bis graulich auf braunem Grund -->
A. excelsa / A. spissa (Grauer Wulstling)

Grauer Wulstling
Amanita spissa Fr. Krumm
H 10-18 cm; fleischig; Hh dunkelbraun bis grauocker, mit schmutzig-weißlichen bis graulichen, unregelmäßig verteilten Velumflocken. L und S weiß, Ring häutig, dauerhaft, gerieft. S 12x2 cm; abwärts keulig verdickt mit zwiebelförmiger, meist +/- wurzelnder Basis; Volva meist auf wenige flockige Reste reduziert oder ganz fehlend. F weiß, gelegentlich schwach fuchsig fleckend. Geruch leicht rettichartig. Sp 10x8 um. V in Laub- und Nadelwäldern, Parkanlagen; sehr häufig. Eßbar, aber wegen Verwechslungsgefahr mit dem P a n t h e r p i l z besser zu meiden. - A. excelsa (Fr.) Bertill.: Frkp schlanker und oft höher; F unveränderlich, mit angenehmen Geruch.

Auflösung Pilzrätsel Juli 2006
Im Urlaubsmonat Juli hatten sich bis 30. Juli nur 166 Besucher für das monatliche Pilzrätsel interessiert und noch nie waren so wenig Einsender zu verzeichnen. Allerdings war unser Rätsel auch erst zur Mitte des Monats publiziert worden. Vielleicht war es ja diesmal deswegen schwerer, weil diese Gattung und damit dieser Pilz vielen Pilzfreunden nicht bekannt ist.

Nachfolgend nun die Original-Mail einer Einsenderin mit zwei Bildern der Redaktion. Bild 1 zeigt den gesuchten Pilz, auf Bild 2 sind die gescheckten Lamellen, das typische Kennzeichen der Düngerlinge gut erkennbar, während auf Bild 3 die Originalkollektion des Vergiftungsverdachtsfalles zu sehen ist. 

Lieber Dieter,
Heudüngerling1_1dieses Mal hast du dir aber mal was Schwieriges einfallen lassen, ich musste sogar Bücher wälzen. Das es sich bei dem gesuchten Pilz um einen Düngerling handelt, war mir durch deine Hinweise auf uneinheitlich gefärbte Lamellen und Psilocybin schon klar, aber um welchen Düngerling?Gescheckte Lamellen1_1
Bei Marcel Bon hat nur der Heudüngerling Sporen mit warziger Oberfläche, jedoch stimmen Hutgröße und -farben nicht mit dem gesuchten Pilz überein. In meinen anderen Büchern war auch nicht viel über Düngerlinge zu finden. Da jedoch die Sporen nicht einfach anders aussehen Heudüngerling1-Ansammlung_1können, sich aber Farbe und Form  verändern können, vielleicht bei Trockenheit ausblassen und schrumpfen (noch dazu in einer Kamillencremedose), lege ich mich für das Juli-Rätsel doch auf den
HEUDÜNGERLING (Panaeolus foenisecii) 
fest, dafür spricht auch, dass dieser Pilz häufig vorkommt.
Hat dieses Mal besonderen Spaß gemacht, auch wenn ich mir geirrt haben sollte. Viele Grüße Conny Roffmann

Lösung August 2006: Gallenröhrling (Tylopilus felleus)
Der „etwas bittere Nachgeschmack“ hat vermutlich viele Rätselfreunde irritiert. Zu berücksichtigen ist aber bei der Bewertung dieses Attributes das „Probierverhalten“ der Gallenröhrling1_1Pilzfreunde. So wird ein bitterer Geschmack nicht nur unterschiedlich intensiv wahrgenommen, sondern gelegentlich selbst von erfahrenen Pilzkennern manchmal gar nicht erst festgestellt. Die Ursachen für dieses Phänomen exakt zu ermitteln, war dann Gegenstand genauerer Untersuchungen und Beobachtungen mit rund 200 Schülern der Pilzschule innerhalb von vier Wochen. Dies führte zu einem verblüffend einfachen und doch überraschendem Ergebnis: Die meisten (vorwiegend Frauen) probierten nur ein winzig kleines Stück und dies wiederum nur im vorderen Mundbereich. Personen die von vornherein ein größeres Teil (meist Männer) probierten und gleichzeitig in einem größeren Mundbereich das Versuchsstück verteilten, nahmen bei einer Kostprobe von demselben Pilz die Bitterstoffe eher wahr. Es schien auch, als ob Raucher und Raucherinnen in der Wahrnehmung beeinträchtigt waren. Keinem der Probierenden war aber während der Probe bewusst und nur wenigen überhaupt bekannt, dass die menschliche Zunge Geschmackszellen speziell für Bitterstoffe im linken, mittleren Bereich der Zunge besitzt. Erst nachdem darüber aufgeklärt und erneut aufgefordert wurde die Probestückchen aktiv und bewusst in diesen Zungenbereich zu transportieren, wurde der Geschmackswert als bitter empfunden. 

Die „rosa“ Poren (Röhrenmündungen), die im Alter als „schmutzigrosa“ beschrieben wurden, kommen nur bei der Gattung Tylopilus „Rosasporröhrlinge“ vor, dessen einziger Vertreter hier in Europa, der Gallenröhrling (T. felleus) ist. Mit dem Bestimmungsschlüssel für Röhrlinge bei M. Bon (siehe Buchempfehlung) kommt man leicht von 1a, 2b, 3a, 4b und 5c zum gesuchten Pilz.

Ein Buch mit Bestimmungsschlüsseln (z.B. Bon, MHK, Horak) ist wie ein kompliziertes Handwerkzeug, aber ohne Bedienungsanleitung. Diese fehlende “ Bedienungsanleitung ” liefert Pilzfreundetreff - die mobile Pilzschule auf den Pilzseminaren.        Zurück zum Seitenanfang

Lösung Pilzrätsel September 2006

Herr Fricke war tatsächlich im letzten Monat mit seinen sicher gestellten und getrockneten Pilzen Nelkenschwindling_1zum Pilzseminar in Achim bei Bremen erschienen und legte diese dort zur endgültigen Prüfung vor. Dazu gehörten einige frische Exemplare. Wie bereits am Telefon bei der Telefonberatung angedeutet, handelt es sich um den Nelkenschwindling (Marasmius oreades).

Dazu erreichte uns auch die folgende Mail von Herrn Buch, einem geprüften Pilzberater aus der Region Bremerhaven:

Hallo Dieter,
zum Pilzrätsel September 2006.
Schöne Grüße an Herrn Fricke.
Nicht ärgern, sondern essen.....

Der Nelken- bzw. Feld- Schwindling ist immerhin ein bis in den asiatische Raum bekannter Speisepilz.
Hinweis: Ich nehme nicht offiziell am Pilzrätsel teil, habe dieses allerdings an Herrn Daus weitergegeben,der in Achim dabei sein wird
inkl. Frischpilzmuster, die ich auf dem Rasen unseres Verwaltungsgebäudes gefunden habe. mfg Volker

Anmerkung: Wie man Pilze mit Lamellen bestimmt, wird eine Woche lang auf dem Intensivseminar Doppelkurs B in Altenau/Harz gezeigt und täglich trainiert.

Lösung Pilzrätsel Oktober 2006

Elisabeth Resa mit Safrangelben Scheidenstreifling_1 Das Bild zeigt E. Resa aus Berlin mit dem gesuchten Pilz Amanita crocea. Die Aufnahme entstand im Kurpark in Braunlage/Harz.

Ungekürzt geben wir hier den per Mail übersandten Lösungsweg von M. Finkeldey wieder: 

Hallo Dieter,
noch kurz vor unserem Kurs nächste Woche schnell ein Lösung für das aktuelle Pilzrätsel.
Bestimmungsschlüssel nach Bon.
Gruß,
Michael Finkeldey

Schlüssel 1

1a F faserig, manchmal zäh, aber nur in ausgetrocknetem Zustand brechend; Stiel bei Verletzung in Längsrichtung auffasernd: 3
3b S zentral (an senkrechtem Substrat und bei büscheligem Wachstum gelegentlich gebogen, aber nicht exentrisch): 8
8b L gedrängt, dünn oder, falls entfernt stehend, nicht wachsartig; Spp weiß oder gefärbt: 9
9b L gerade angewachsen, ausgebuchtet, aufsteigend oder frei: 14
14a L frei, d.h. den S nicht erreichend; H und S meist leicht voneinander trennbar: 15
15a Spp weiß bis blaßcreme: 16
16b S +/- beringt oder unberingt; Basis meist knollig, mit häutiger Volva oder flockigen (bisweilen nur rudimentären) Volvaresten. Hutoberfläche oft mit leicht abwischbaren Flocken oder Schuppen geschmückt
-->Streiflinge, Wulstlinge, Knollenblätterpilze, S. 292 ff.
Bestimmungsschlüssel der wichtigsten Arten der Wulstlinge und Knollenblätterpilze (Gattung Amanita):
1a Ohne Ring, Hutrand auffallend gerieft oder gekerbt; Untergattung Amanitopsis: 2
2b Volva häutig, meist sackartig die Stielbasis umschließend; Hh nur selten mit spärlichen Velumflocken geschmückt: 4
4a Hutfarbe lebhaft, fuchsigbraun bis orange: 5
5b Purpur- bis weinbraune Phenolreaktion. L lebhaft orange oder orangebraun. S blaß, deutlich gelb oder orange gezont. Seltenere Art, kaum in Mooren --> Amanita crocea
(Safrangelber Scheidenstreifling), S. 294